Leben retten aus der Luft
Shownotes
+++KORREKTUR+++ In der Folge (und ursprünglich auch in den Shownotes) wird mehrfach erwähnt, Pascal Stadelmann sei beruflich Pilot bei der Fluggesellschaft Swiss Air; das ist aber eine Verwechslung. Die Swiss Air, damals die nationale Fluggesellschaft der Schweiz, stellte infolge wirtschaftlicher Probleme den Flugbetrieb 2002 ein. Im selben Jahr wurde die bisherige Regionalfluggesellschaft Crossair umbenannt in Swiss International Airlines, kurz SWISS, und übernahm die Aufgaben einer nationalen schweizerischen Fluggesellschaft. Und bei der SWISS ist auch Pascal Stadelmann als Pilot angestellt. Wir bitten um Entschuldigung für diesen Fehler!
Pascal Stadelmann fliegt als Berufspilot große Verkehrsflugzeuge der Fluggesellschaft SWISS. Und in seiner Freizeit kreist er mit kleinen Maschinen wie der Seabird 3 über dem Mittelmeer und hält Ausschau nach Flüchtlingsbooten. „Wenn so ein Schlauchboot überladen unterwegs ist und es dann anfängt, sich mit Wasser zu füllen, dann geht’s um Minuten und nicht um Stunden,“ schildert er im Gespräch mit Christopher Hoffmann. Um mitzuhelfen, Leben zu retten, hat er sogar seine Stelle bei der SWISS um 20 Prozent reduziert. „Ich habe die Welt privilegiert angetroffen und wenn ich mal von der Welt gehe, will ich sagen können: Ich habe etwas zurückgegeben, und sie ist jetzt vielleicht ein kleines Stück besser geworden.“
Links zur Folge:
Artikel über und Interviews mit Pascal Stadelmann beim Online-Magazin der Fluggesellschaft SWISS, beim Schweizer Radio und Fernsehen SRF, bei der Katholischen Kirche Stadt Luzern und der Humanitarian Pilots Initiative HPI.
Die Humanitarian Pilots Initiative HPI, für die Pascal Stadelmann über dem Mittelmeer fliegt.
Zivile Seenotrettung im Mittelmeer: Hintergründe und Pro-und-Contra-Argumente - bei der Hilfsorganisation united4rescue, bei der Deutschen Welle, bei AWO international und bei tagesschau.de.
Engagement im Bistum Trier für die zivile Seenotrettung im Mittelmeer - 2021 und 2024.
Das Archiv mit allen Folgen von "himmelwärts und erdverbunden" gibt's hier.
Feedback gerne auch unter podcast@bistum-trier.de.
Transkript anzeigen
00:00:04: Himmelwärts und Erd verwunden.
00:00:06: Der Podcast
00:00:07: aus dem Bistum Trier.
00:00:10: Ich bin Christopher Hoffmann von der Rundfunkarbeit im Bistum Trier.
00:00:15: Mein Gesprächspartner heute ist Pascal Stadelmann.
00:00:18: Er ist Pilot und fliegt für die Schweizer Fluglinie SwissAir.
00:00:23: Ich treffe ihn in Luzern.
00:00:24: Für mich eine der schönsten Städte der Welt, direkt am Vierwald Städter See.
00:00:29: Ein Paradies.
00:00:31: Pascal Stadelmann tauscht seine idyllische Heimat Luzern aber immer wieder mit dem italienischen Lampedusa.
00:00:37: Von dort fliegt er dann ehrenamtlich mit einer kleinen Propellermaschine bis zu zehn Stunden über das Mittelmeer.
00:00:45: Mit der Hilfsorganisation Humanitarian Pilots Initiative, kurz HPI, sucht er dort nach Flüchtlingsboten.
00:00:53: Erst taucht am Horizont meist ein kleiner schwarzer Punkt auf.
00:00:58: Fliegen sie näher heran, sehen sie immer wieder viel zu viele Menschen auf viel zu kleinen Booten.
00:01:04: Frauen, Männer, Kinder, Säuglinge.
00:01:08: Und setzen dann einen Notruf ab.
00:01:10: Weil die Situation zum Teil extrem heikel wird, gerade wenn so ein Schlauchboot überladen unterwegs ist und es dann mal anfängt, das mit Wasser zu füllen, dann geht es noch um Minuten und nicht um Stunden.
00:01:22: Seit Pascal ein kleiner Junge war, träumte er vom Fliegen.
00:01:25: Aber es ist ein großer Unterschied, ob er mit Swissair auf Langstreckenflügen nach Mumbai oder New York unterwegs ist oder ehrenamtlich über dem Mittelmeer auf engstem Raum und bei fast fünfzig Grad Celsius im Cockpit.
00:01:39: Man sitzt eingepfercht in diesem kleinen Flugzeug zu viert.
00:01:43: Pinkeln ist gar nicht mal so ein Thema, aber man schwitzt halt alles raus.
00:01:48: Normalerweise fliege ich acht, neun Stunden im Linenflugzeug.
00:01:51: Da stehe ich mal auf, gehe auf Toilette, mache mir einen Kaffee, esse was Gutes.
00:01:57: Und im Mittelmeer fliege ich genau dieselbe Zeit.
00:02:00: Man kommt schon an seine Grenzen.
00:02:02: Und
00:02:02: doch macht er das seit acht Jahren.
00:02:05: Erst in seinem Urlaub.
00:02:06: Inzwischen hat er seine Stelle bei Swissair um zwanzig Prozent reduziert, um im Mittelmeer in dieser Zeit Menschenleben zu retten.
00:02:14: Der fünfunddreißigjährige ist Vater eines sieben monatealten Sohnes.
00:02:19: Bevor er Pilot wurde, studierte er soziale Arbeit.
00:02:22: Er hat in einer Unterkunft für unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge gearbeitet, die aus Eritrea, Somalia oder Syrien nach Luzern gekommen waren.
00:02:31: Das hat ihn geprägt.
00:02:33: Wenn vierzehnjährige Mädchen hier ankommen und schon zwei Jahre alleine unterwegs waren, irgendwo in liebischen Lagen eingesperrt worden sind, dann ... geht dann das schon nochmals näher.
00:02:45: Libyen.
00:02:46: Für viele die schlimmste Station auf ihrer Flucht.
00:02:49: Die Organisation HPI fliegt auch als ziviles Auge über das Mittelmeer, um Menschenrechtsverletzungen zu dokumentieren.
00:02:58: Immer öfter werden die Pilotenzeuge wie Schnellboote der Libischen Küstenwache, die von der EU finanziert wurden, in der europäischen Seenotrettungszone sogenannte Pushbacks durchführen, also Menschen zurück nach Libyen bringen.
00:03:12: Völkerrechtlich müssen Menschen in Not in einen Land gebracht werden, wo sie safe sind.
00:03:18: Libyen ist das auf keinen Fall.
00:03:20: Menschen leben da zwei Jahre oder mehr in Lagen, werden hingerichtet, vergewaltigt.
00:03:26: Wenn Europa mithilft, Menschen zurückzuschaffen nach Libyen, dann tragen wir eine grosse Mitschuld am Elend dieser Menschen.
00:03:34: Und das ist in meinen Augen ein Riesenvergehen.
00:03:36: und auch für Sagen Europas.
00:03:38: Pascal
00:03:38: ist als Junge in einem Dorf im Eigental nahe Luzern groß geworden.
00:03:42: Besonders geprägt haben ihn dort die Pfadfinder mit ihren Werten.
00:03:46: Dass man die Welt ein bisschen besser hinterlässt, dass man sie antrifft.
00:03:50: Das begleitet mich seit eh und je.
00:03:52: Und ich glaube, das will ich machen.
00:03:54: Ich habe die Welt privilegiert angetroffen und wenn ich mal von der Welt gehe... weil ich mir irgendwie sagen kann, ich habe etwas zurückgegeben und sie ist jetzt vielleicht ein kleines Stück besser geworden.
00:04:04: Mir kommt es so vor, dass Pascal Stadlmann in der Symbiose aus Luftfahrt und Leben retten, seine Berufung gefunden hat.
00:04:12: Ich mache mich sehr oft Gedanken, was wir hier sind und wie wir in der Welt agieren.
00:04:18: Spielutualität ist mir wirklich wichtig.
00:04:20: Es ist vielleicht eine Art Glaube für mich, wenn ich etwas Gutes tue.
00:04:24: oder wir generell was Gutes tun und positive Energie in die Welt stecken, dass die Welt dann irgendwo ein kleines bisschen besser wird.
00:04:31: Die Organisation HPI tut viel Gutes.
00:04:34: Ihre Piloten transportierten zu Beginn des Angriffskriegs auf die Ukraine, unter anderem dringend benötigte Medikamente auf dem Luftweg ins Land und evakuierten Menschen mit Beeinträchtigung aus dem Bombenhagel.
00:04:47: Sie haben ein System entwickelt, das Hilfsgüter über den entlegensten Gebieten etwa im Südsudan abwerfen kann.
00:04:53: Dort arbeiten sie mit Ärzte ohne Grenzen zusammen.
00:04:57: Und Pascal Stadelmann sitzt aktuell noch an einem neuen Projekt.
00:05:01: Aufklärungsflüge über dem Atlantik.
00:05:03: Von Mauritania in Senegal, mit der Weile sogar von Guinea, wo Bote mit Menschen loslegen, Richtung Kanaren.
00:05:12: El Hierro meistens an die Insel.
00:05:15: Wo eigentlich im Moment fast mehr Menschen ertrinken als im Mittelmeer, aber das geht nicht komplett vergessen.
00:05:23: Und unsere Hoffnung ist, dass wir Rettungen mit zivilen Frachtschiffen ermöglichen können, die halt um ganz Westafrika herumfahren bis nach Europa.
00:05:33: Auch wenn die Piloten alle ehrenamtlich fliegen, braucht HPI dringend Spenden, etwa für die Flugzeuge, die sogenannten Sea Birds.
00:05:41: Die Sea Bird III wurde auf dem evangelischen Kirchentag in Hannover getauft.
00:05:46: Die Kirchen sind generell ein wichtiger Partner.
00:05:49: Das Ebertrag wurde hauptsächlich, was den kirchlichen Geld finanziert, nicht nur.
00:05:55: Es sind auch private Spenden dabei.
00:05:57: Die Kirchen übernehmen da schon auch sehr viel Verantwortung, um die Gelder verfügbar zu machen.
00:06:02: Was ja auch zu der ureigenen Botschaft von Jesus passt.
00:06:06: Und zur Motivation von Pascal Stadlmann.
00:06:09: Am Schluss sind wir alles Menschen in erster Liebe, Brüderlich, Schwesterlichkeit und so.
00:06:14: Ich finde es mega wichtig, dass wir zusammenhalten, wie wir aussehen, von wo wir kommen, ist egal.
00:06:23: Himmelwärts und Erd verbunden.
00:06:25: Schreibt uns unter podcastetbistum-de.
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